Lohnt es sich für Entwickler, Software oder Apps zu lokalisieren, also für den Markt in einem anderen Land passend zu verändern? Es kann sich lohnen, wenn im anderen Land ein Bedarf an der Software oder am App erkannt wird. Dann muss allerdings eine gründliche Lokalisierung erfolgen, die neben der Übersetzung der Texte auch einen kritischen Blick auf Bilder und Farben der Software sowie auf mögliche Tabus im Zielland beinhaltet.
Was in Deutschland gut ankommt, muss in Ägypten, Indien oder in den USA noch lange nicht begeistern. Ende 2009 wurden im Medienportal Meedia beispielsweise Rankings der beliebtesten iPhone-Apps in verschiedenen Ländern veröffentlicht. Während US-Amerikaner und Japaner damals am liebsten mit ihrem iPhone spielten, favorisierten Spanier ein App mit Kochrezepten und Ägypter die arabische Bibel. Für Apps wie für Computer-Software gilt daher: Der Software- und App-Markt eines Landes sollte ebenso bekannt sein, wie die Mentalität der Softwarenutzer. Hat man sich als Entwickler dann grundsätzlich dazu entschlossen, seine Software in mehreren Ländern anzubieten, beginnt die Lokalisierung fürs jeweilige Land. Zehn Tipps dafür:
Voraussetzungen: Internationalisierung schafft beste Voraussetzung für Lokalisierung. Internationalisierung bedeutet: Man hält bei einem Softwareprojekt von Anfang an im Auge, dass die entwickelte Software in Varianten für verschiedene Länder herausgebracht werden soll. Wer so die richtigen Weichen stellt, schafft die Grundlagen für eine effiziente Anpassung der Software an fremde Märkte.
Programmierung: Zur Internationalisierung trägtvon Anfang an die Programmierung bei. Für Nutzer gedachte Texte der Software sollten nicht fest in den Programmcode integriert werden, sondern über Variablen einfließen. Das macht es einfacher, später den zu übersetzenden Text zu bestimmen.
Kontext: Ein Übersetzer muss den Kontext kennen, in den der zu übersetzende Text eingebunden wird. Viele Wörter aus einer Sprache haben je nach Kontext eine unterschiedliche Bedeutung. Nimmt man etwa das englische Wort „descent“, so lässt sich das Wort ins Deutsche mit „Niedergang“ und „Abstieg“, aber auch mit „Geburt“ und „Herkunft“ übersetzen. „The descent of Spain“ könnte also ebenso den Niedergang wie die Geburt Spaniens bedeuten. Ohne Blick auf den Kontext wird der Übersetzer das nicht erfahren.
Textlänge: Deutsche Texte werden als Übersetzung ins Ungarische oftmals länger, als Übersetzung ins Tschechische dagegen kürzer. Bei einer Verlängerung des Textes reichen mitunter vorhandene Textfelder plötzlich nicht mehr aus. Lösung: Textfelder größer konzipieren oder den Übersetzer anweisen, Texte zu kürzen, ohne dass der Sinn verloren geht.
Sprache: Auf Kuba wird ein anderes Spanisch gesprochen als in Spanien und das schweizerische Deutsch unterscheidet sich vom Deutsch in Deutschland. Entwickler sollten exakt die richtige Übersetzung fürs Zielland wählen.
Fachbegriffe: Bei Lernsoftware muss der Übersetzer auch die richtige Terminologie wählen. Disziplinen wie Jura, Medizin, Biologie haben in der jeweiligen Sprache ihre ganz eigenen Fachbegriffe. Wer diese nicht nutzt, hat keine großen Chancen auf eine anerkannte und gut verkaufte Software.
Datumsangaben und Messwerte: Entwickler sollten bei lokalisierter Software landestypische Formate und Maßzahlen nutzen. Einfaches Beispiel: Während Deutsche als Datumsangabe für den zwölften Oktober 2010 die Schreibweise „12/10/2010“ wählen, schreiben Briten „10/12/2010“ und Japaner 2010/10/12“.
Icons: Daumen hoch – das ist eine positive Geste… in Deutschland. Hierzulande könnte ein stilisierter hoch gestreckter Daumen also in einer Lernsoftware „Gut gemacht“ signalisieren. In Australien und Nigeria gilt der hoch gestreckte Daumen dagegen eher als unhöfliche Aufforderung zu verschwinden.
Bilder und Farben: Grün ist in vielen islamischen Ländern religiösen Inhalten vorbehalten. Weiß gilt hierzulande als Unschuldsfarbe, symbolisiert in anderen Kulturen dagegen eher Trauer. Das Bild von der Kamera entgegen gestreckten Füßen ist in Deutschland harmlos, wird in Arabien aber oftmals als beleidigend empfunden. Bild- und Farbwahl gehören daher bei der Lokalisierung einer Software auf den Prüfstand.
Tabus: Darüber hinaus muss man eventuell weitere Tabus beachten. Chinesen reagieren beispielsweise in der Regel nicht freundlich, wenn in Software oder Büchern vom unabhängigen Taiwan gesprochen wird. Auch Schamgrenzen sind von Kultur zu Kultur unterschiedlich, was ebenfalls nicht ignoriert werden sollte.
Über Lingo24:
Das schottische Übersetzungs- und Lokalisierungsunternehmen Lingo24 wurde im Jahr 2001 von Christian Arno gegründet. Mittlerweile beschäftigt das Übersetzungsunternehmen etwa 4.000 professionelle freiberufliche Übersetzer, die insgesamt einhundert verschiedene Sprachkombinationen abdecken. Als Referenzen kann Lingo24 unter anderem bekannte Namen wie Bloomberg, BP, MTV Europe oder T-Mobile vorweisen.
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