Tolino Shine E-Reader im Test
Digitale Bücher werden immer beliebter. Laut einer Studie des IT-Branchenverbands Bitkom wurden im Jahr 2012 bereits 0,8 Millionen E-Book-Reader (kurz E-Reader) verkauft. Im laufenden Jahr sollen voraussichtlich 1,4 Millionen Stück vertrieben werden. Passend dazu hat sich der Absatz von E-Book in Deutschland von rund 4,9 Millionen Verkäufen im Jahr 2011 auf 12,3 Millionen E-Books im Jahr 2012 mehr als verdoppelt. Mit den Kindle-Geräten dürfte Amazon einen großen Anteil an den hohen Wachstumsraten haben.
Relativ überraschend haben die großen deutschen Buchhändler mit Unterstützung der Deutschen Telekom Anfang März 2013 einen eigenen E-Reader vorgestellt. Das Gemeinschaftsprojekt “Tolino Shine” ist unter anderem bei Weltbild, Thalia (buch.de), Hugendubel und Club Bertelsmann erhältlich. Die strategische Allianz der deutschen Buchhändler ist eindeutig eine Kampfansage an Amazon. Während die Kindle-Geräte lediglich bei Amazon gekaufte E-Books akzeptieren, soll es dem Tolino Shine egal sein, bei welchem teilnehmenden Händler ein E-Book gekauft wird. Vorinstalliert ist jedoch der jeweilige Shop, bei dem der E-Reader gekauft wird.
Wie sich der 99 Euro teure Tolino Shine schlägt, erfahrt ihr in meinem Test.
Technische Daten und Lieferumfang
Ohne viel Worte, hier die technischen Daten:
Name | Tolino Shine |
---|---|
Display |
6 Zoll (15,24 Zentimeter) E-Ink Pearl-Technologie mit integrierter Beleuchtung,
1.024 x 758 Pixel, 16 Graustufen |
CPU | 800 MHz |
Arbeitsspeicher | 256 MB |
Speicher | 4 GB intern (2 GB frei) microSD mit bis zu 32 GB 25 GB Telekom CloudSpeicher |
Abmessungen | 175 x 116 x 9,7 mm |
Gewicht | 183 g |
Akku | bis zu 7 Wochen Akkulaufzeit |
OS | Android |
Unterstützte Formate | ePub, PDF, TXT |
Konnektivität | WLAN 802.11 b/g/n |
Sonstiges | Infrarot-Touchscreen, integrierter Browser, kostenlose Nutzung der über 12.000 Telekom-HotSpots in Deutschland |
Garantie | 12 Monate Herstellergarantie |
UVP | 99 Euro |
Der Tolino Shine wird in einer hochwertigen Verpackung geliefert. Sie ist sehr stabil und bietet einen guten Schutz während des Transports. Im Lieferumfang des Tolino Shine befindet sich folgendes:
- Tolino Shine E-Reader
- USB-2.0-Lade & Verbindungskabel (USB Typ A auf Micro B)
- Kurzanleitung
- Garantiekarte
- ausfürhliches Benutzerhandbuch auf dem Gerät als PDF vorhanden
Verarbeitung und Anschlüsse
Der Tolino Shine besitzt ein grau-braunes Gehäuse aus hochwertigem Kunststoff. Glücklicherweise wurde von einer glatten bzw. Hochglanzoberfläche abgesehen. Fett- und Fingerabdrücke sind somit kein Thema. Das optisch matte Gehäuse liegt gut in der Hand und bietet eine leicht gummartige Haptik. Damit findet der E-Reader auf jeder Oberfläche einen guten Halt.
Die Verarbeitung ist ausgezeichnet. Es existieren keine scharfen Kanten oder Ecken. Die Spaltmaße sind gleichmäßig ausgeführt und fallen nicht zu groß aus. Insgesamt wirkt der E-Reader sehr stabil, nichts wackelt oder knarrt.
Auf der Vorderseite befindet sich unter dem Bildschirm eine Taste, mit der man jederzeit zum Startbildschirm gelangen kann. An der Unterseite sitzt eine Abdeckung, hinter der sich der USB-Anschluss, der microSD-Slot und ein Resetschalter verbergen. Die Abdeckung sitzt stabil und wackelt nicht. Gleichzeitig bietet sie einen guten Schutz gegen Dreck und erhält zudem auch noch das Gerätedesign.
Oben befindet sich der Einschaltknopf und ein Knopf für die Beleuchtung. Der Einschaltknopf muss nach rechts geschoben werden, was mit einer Hand leider nur schwer möglich ist. Dabei wird der Tolino Shine in den Standby-Modus versetzt oder wieder aufgeweckt. Wird der Knopf länger in der Schiebeposition gehalten, kann das Gerät auch komplett ausgeschaltet werden.
Bildschirm
Das stromsparende 6 Zoll große E-Ink-Display bietet eine Auflösung von 1.024 x 758 Pixeln. Es besticht durch einen hohen Kontrast und eine gleichmäßige Ausleuchtung. Auch bei direkter Sonneneinstrahlung ist das Display noch gut lesbar. Nach jeweils sechs Seiten wird der Bildschirm kurz schwarz und danach komplett aufgefrischt.
Dank einer integrierten Beleuchtung kann auch im Dunkeln ohne Probleme gelesen werden. Wie oben bereits erwähnt, wird die Beleuchtung mit dem Schalter oben rechts aktiviert bzw. deaktiviert. Die Änderung der Helligkeit erfolgt im Menü, welches weiter unten vorgestellt wird. Die versprochene stufenlose Helligkeitseinstellung funktioniert in der Praxis bis ca. 80 Prozent sehr gut. Danach erfolgt ein deutlicher Sprung und der Bildschirm wird schlagartig sehr hell. Eventuell handelt es sich um einen Softwarefehler, der mit einem Update ausgebessert wird.
Software und Bedienung
E-Books können über WLAN mit dem integrierten E-Book-Shop direkt gekauft werden. Je nachdem bei welchem Händler das Gerät gekauft wurde, ist der jeweilige E-Book-Shop vorinstalliert. Vor dem ersten Einkauf muss der Tolino Shine aber online registriert werden. Auch unterwegs können Bücher gekauft werden, denn der Tolino Shine kann auf über 12.000 WLAN-HotSpots der Deutschen Telekom in Deutschland zugreifen, völlig kostenlos. Trotz fehlender 3G-Unterstützung weist der E-Reader damit eine gewisse Mobilität auf.
Dank der Unterstützung des weit verbreiteten EPUB-Standards können auch E-Books von anderen Händlern mit dem Tolino Shine gelesen werden. E-Books mit DRM-Schutz lassen sich ebenfalls lesen, sofern die passende Adobe-ID in den Einstellungen hinterlegt wurde. Des Weiteren verarbeitet der E-Reader auch Text- und PDF-Dateien. Bei letzteren kommt es aber gelegentlich zu Darstellungsfehlern. Praktischerweise lassen sich PDFs auch im Reflow-Modus darstellen, d.h. der Text wird aus dem Dokument extrahiert und lesbarer angezeigt. Die Umrechnung kann aber je nach Größe der PDF-Datei bis zu mehreren Minuten dauern.
Alle nicht mit dem integrierten E-Book-Shop gekauften E-Books und andere Dateien müssen per USB-Kabel vom Computer auf das Gerät kopiert werden. Die unterstützten Dateien werden dann automatisch erkannt und in die Bibliothek importiert.
Die Hometaste unter dem Bildschirm erlaubt es jederzeit zum Startbildschirm zu wechseln. In der oberen Hälfte werden die zuletzt gelesenen Bücher aus der Bibliothek angezeigt, während die untere Hälfte durch den integrierten Shop belegt ist. Zudem können mit dem Icon links oben die Einstellungen aufgerufen werden. Zum Schreiben wird eine virtuelle QWERTZ-Tastatur auf dem Touchscreen eingeblendet. Auch ein Internetbrowser ist vorhanden, der dank dem verwendeten Android Betriebssystem gut funktioniert und fast alle Seiten ohne Fehler darstellt. Allerdings möchte ich nicht weiter auf den Browser eingehen.
In der Bibliothek lassen sich die eigenen E-Books als Cover- oder Listenansicht darstellen. Pro Seite werden maximal jeweils sechs E-Books angezeigt. Zudem lassen sich die Bücher nach Titel, Autor oder Aktualität sortieren. Hier können auch E-Books gelöscht oder Detailinformationen eingeblendet werden.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist der verbaute Infrarot-Touchscreen. Im Vergleich zu den kapazitiven Touchscreens im Smartphones und Tablets arbeitet er relativ langsam. Nach kurzer Eingewöhnungsphase ist dies aber kein großes Problem mehr.
E-Books lesen
Während dem Lesen eines E-Books kann man mit einfachem Antippen in der rechten oder linken Seite des Bildschirms vor- bzw. zurückblättern. Alternativ funktioniert dies auch mit einer entsprechenden Wischgeste. Auf extra Blättertasten wurde verzichtet, was aber nicht weiter schlimm ist. Tippt man in das mittlere Drittel des Displays, öffnet sich das Einstellungsmenü. Am unteren Bildschirmrand wird ein Schieberegler angezeigt, mit dem man schnell vor oder zurückblättern kann. Es besteht auch die Möglichkeit direkt eine gewünschte Seite einzugeben. Am oberen Bildschirmrand erscheinen weitere Optionen:
- Inhaltsverzeichnis
- Lesezeichen
- Schrifteinstellungen (siehe Screenshot oben)
- Helligkeit der Beleuchtung
- Suchfunktion
Die Schrifteinstellungen ermöglichen die Auswahl von sechs verschiedenen Schriftarten und sieben unterschiedlichen Schriftgrößen. Zeilenabstände oder ähnliches können nicht angepasst werden. Außerdem bietet der Tolino Shine eine eingebaute Silbentrennung. Prinzipiell eine gute Idee, aber teilweise sehr nervig, wenn Wörter nach dem ersten Buchstaben getrennt werden.
Auch sonst bietet der Tolino Shine relativ wenig Funktionen. Beispielsweise fehlen einige Features, die bei der Konkurrenz vorhanden sind:
- Textstellen markieren
- Wörter erklären
- Notizen hinzufügen
- Bücher im Querformat lesen
Besonders der letzte Punkt fehlt mir. Ich kann nur hoffen, dass die Entwickler die fehlenden Funktionen in einem Update nachliefern werden.
Besonders positiv ist mir der Akku aufgefallen. Die Herstellerangabe von 7 Wochen Akkulaufzeit im reinen Lesebetrieb (keine Beleuchtung und kein WLAN) dürfte durchaus hinkommen. Ich habe den Tolino Shine nun seit fast zwei Wochen und schon ein komplettes Buch gelesen, teilweise auch mit Beleuchtung. Der Akku steht immer noch bei 72 Prozent. Daher sollte er auch in einem längeren Urlaub ohne zusätzliche Stromversorgung gut durchhalten.
Durch die spezielle Gehäusebeschaffenheit liegt der Tolino Shine sehr gut in der Hand. Mit 183 Gramm ist er auch sehr leicht. Auch wenn der große Unterbau optisch nicht gerade schön ist, finde ich die größere Fläche unterhalb des Bildschirms sehr sinnvoll. Dadurch kann der E-Reader in jeder Situation bequem gehalten werden.
Fazit
Abschließend muss ich sagen, dass mir der Tolino Shine E-Reader gut gefällt. Besonders positiv ist das gute Leseerlebnis festzuhalten. Nicht zuletzt wegen dem tollen Display mit optionaler Beleuchtung, der guten Größe und dem geringen Gewicht. Ebenso positiv die Unterstützung des EPUB-Standards, die kostenlose Nutzung der Telekom-Hotspots und der vorhandene microSD-Slot.
Natürlich bietet das Gerät auch einige Kritipunkte. Teilweise ist es etwas träge, der Touchscreen reagiert etwas langsamer als man üblicherweise gewöhnt ist und einige Features wie Querformat, Textmarkierung oder Notizen fehlen. Diese Punkte könnten in Zukunft aber größtenteils mit einem Softwareupdate behoben werden.
Der Preis liegt bei 99 Euro und damit unter der Konkurrenz mit E-Ink-Display. Wer einen E-Reader hauptsächlich zum Lesen sucht, der wird mit dem Tolino Shine Freude haben.
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Klasse Test von dir!
Ich glaube wir sind durch die ganzen Smartphone zu verwöhnt was Touchscreens angeht.
Wie du schon sagst denke ich wenn man einige Zeit mit dem Gerät gearbeitet hat gewöhnt man sich dran.
Bloß ich werde mir in nächster Zeit kein E-Reader kaufen. Ich lese sehr gerne möchte dann aber ein richtiges Buch in der Hand halten. Das kann ich mir dann auch in’s Regal stellen.
Dachte ich bisher auch immer. Aber erstens sind meine Regale voll und zweitens ist so ein E-Reader durchaus sehr praktisch. Vor allem beim Überkopf-Lesen oder auf Reisen.
Dann muss ich wohl doch bald mal die 99€ investieren.
Übrigens können Ebooks vom PC direkt in de Cloud geladen werden. Wenn man z.B. ein Kundenkonto bei thalia.de hat einfach den Cloudreader öffnen Ebooks per Upload in die Cloud laden. Jetzt nur noch den Tolino mit der Cloud synchronisieren. Somit gibt es weitere Möglichkeit Ebooks auf den Tolino zu kriegen, nicht nur das USB-Kabel.
Ich finde den Tolino Shine einfach super. Er ist etwas leichter als der Kindle Paperwhite und vor allem ist dort keine feste Shopbindung wie bei den Kindle-Lesegerät. Viele Paperwhite Käufer ist das vor dem Kauf gar nicht bewusst. Laut der Informationsseite http://www.ebook-reader-vergleich.de/ereader-vergleich/direktvergleich/default.aspx?gids=84,86,92 hat der Tolino Shine auch Vorteile beim internen und externen Speicher. Also für mich spricht alles für den Tolino.
Ich lese mit dem Tolino seit Februar 2015 Bücher und finde ihn eigentlich toll, wenn er stabiler wäre. Im Novemberr erleitt das Gerät einen Bruch im Bidschirm während er ruhig in meiner Hand lag – Wunder der Technik? Garantie versagte, dafür gab der Hersteller im Kulanzverfahren ein “neues” Gerät für 65 €. Gerät und Sw konnten miteinander nicht auskommen, ich habe es 3mal! austauschen müssen. Das 4. Gerät benimmt sich ganz gut, nur nach 5 bis 10 Seiten “geht es “in den Wald und hängt sich auf”, dann nützt nur noch die Reset Taste, aber nicht sofort. Nach irgend wieviel Stunden und manchmal auch nach aufladen am PC erholt er sich wieder. Im Moment spielt er seit 2 Std. wieder “Tot”. Dabei ist er der ideale Reisebegleiter, ich habe auch für über 30€ ein Lederetui gekauft, damit es nicht wieder einen Bruch gibt, aber ich bin am verzweifeln …..
Hat jemand eine Idee zur Abhilfe?
Idee leider nicht, aber in diesem Fall sollte doch auf jeden Fall die Garantie greifen!? Ist zwar wirklich doof aber dann musst du wohl hoffen, dass das 5te Gerät ohne Probleme daherkommt.